Es ist kaum zu glauben, jedoch ist es dem Extremsportler gelungen die Alpen in nur 5 Tagen zu überqueren. Übernachten unter freiem Himmel und essen was die Natur bietet – Steven verrät uns im Interview mehr über die Hintergründe, Anstrengungen und schönen Momente.
Alpenrundschau: Steven, herzlichen Glückwunsch zu ihrer erfolgreichen Alpenüberquerung. Wie fühlen Sie sich jetzt, Haben Sie die Anstrengungen schon verdaut? Steven: Zur Zeit fühle ich mich sehr gut. Natürlich benötigt es schon immer eine gewisse Zeit um wieder in den normalen Rhythmus zu kommen und den Körper in Form zu bringen. Aber inzwischen sind knapp 2 Wochen rum und es geht mir entsprechend gut. Alpenrundschau: Was war die größte Herausforderung auf Ihrer Tour? Steven: Die größte Herausforderung bestand zunächst in der Einschätzung von Distanzen und der Planung der Tageskilometer. Durch die enormen Auf-und Abstiege ist es schwer zu sagen, welche Leistungen unter diesen Voraussetzungen möglich sind. Hinzu kam das schwierige Regenwetter an den ersten 3 Tagen. Dadurch waren die Wege aufgeweicht, die Kleidung nass und die Sicht zum Teil sehr eingeschränkt. Alleine durch diese Bedingungen musste ich erheblich mehr Zeit einplanen. Alpenrundschau: Was reizt Sie daran sich selbst so zu fordern. Was ist das Schöne an der Qual? Steven: Das Schöne, wenn man es so bezeichnen möchte ist das Ziel, welches verfolgt wird. Im Laufe der Tage baut sich ein enormer Druck auf und dieses Gefühl, wenn sich dieser dann im Ziel entlädt ist unbeschreiblich. Zudem sehe ich diese Projekte für mich als eine Möglichkeit an mir selbst und an den Aufgaben zu wachsen und somit stetig weiterzuentwickeln. Alpenrundschau: Was hat Ihnen an der Alpentour am besten gefallen? Was hat Sie besonders beeindruckt? Steven: Das Schönste dieser Tour ist die unbeschreibliche Natur. In den Alpen gibt es wirklich alles. Die Tiere laufen frei umher, es gibt überall klares Wasser, es gibt die schönsten Aussichten und viele freundliche Menschen. Alpenrundschau: Gab es kritische Momente, an denen sie ans Aufgeben gedacht haben? Steven: Solche Gedanken kommen natürlich auch immer mal wieder in den Kopf. Ich versuche diese aber immer gleich zu verdrängen und ihnen nicht zu viel Raum zu geben. Schwer war sicher der 2. Tag als es einfach ohne Ende regnete und ich mit 2800 Hm den höchsten Punkt passieren musste. An diesem Tag endete meine Tour erst um 1.00 Uhr nachts. Der stetige Regen machte Wege völlig unpassierbar und sorgte für einige Umwege. Zudem zehrt die Höhe ganz besonders an den körperlichen Kräften. Alpenrundschau: Was gab es in der Natur zu essen? Wie sah ihre Ernährung vorher aus? Wie sieht sie jetzt aus? (Vegan, Vegetarisch, … ) Steven: Die Ernährung in dieser Vegetation und zu der Jahreszeit beschränkt sich hauptsächlich auf Brennnesseln, Hagebutten, Blaubeeren, Himbeeren und Äpfel. Zeit auch mal einen Fisch zu fangen ist leider nicht ausreichende vorhanden, würde sich aber mit etwas mehr Zeit auch anbieten. In der Vorbereitungszeit achte ich ganz besonders auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung. Nach der Tour ist erstmal „ganz normales Essen“ angesagt. Alpenrundschau: Wie ging es mit dem Schlafen? Wo haben sie die Nacht verbracht, und wie lange haben Sie durchschnittlich geschlafen? Steven: Das Schlafen ist ab Tag 2 ein Selbstläufer. Wenn ich länger als 10 Minuten sitze, schlafe ich ganz automatisch. Meist bin ich dann gegen 4.00 aufgewacht, weil es zu kalt wurde. Die Nächte brachten an diesen Tagen 6-7 Grad mit sich. Daher habe ich immer Möglichkeiten gesucht oder gebaut, welche mich etwas vor dem Wind schützen und Luft zwischen mir und dem Boden geschaffen um mich nicht der Kälte des Bodens auszusetzen. Im Schnitt war ich um 22.00 Uhr fertig mit dem Laufen. Alpenrundschau: Wie motivieren Sie sich selbst während einer solchen Tour? Steven: Meine Motivation baut sich jeden Tag neu auf. Teils setze ich mir immer wieder kleine Zwischenziele und motiviere mich durch deren erfolgreiche Absolvierung. Zum Ende hin freue ich mich dann einfach nur noch auf den Moment an dem ich im Ziel stehe und weiß, dass ich es geschafft habe. Der Moment an dem ich weiß, heute muss ich keinen einzigen Schritt mehr laufen. Alpenrundschau: Wann und wie kamen Sie auf die Idee sich solchen Herausforderungen zu stellen? Steven: Solche Herausforderungen entstehen bei mir teils ganz spontan. Ich bin immer auf der Suche nach neuen Ideen und Herausforderungen an denen ich wachsen kann und die mich interessieren. Wenn ich dann ein spannendes Projekt habe, entwickle ich dies immer weiter bis eine fertiges Konzept entstanden ist. Alpenrundschau: Jetzt gibt es einen neuen Rekord für die Alpenüberquerung. Woher kommt das Verlangen einen weiteren Rekord im Guiness Buch der Rekorde brechen zu wollen? Steven: Das Guiness Buch interessiert mich nicht wirklich. Jeder Rekord wird irgendwann gebrochen. Für mich zählen die Erfahrung und die Erlebnisse einer solchen Tour. Das sind Dinge, die mir niemand mehr nehmen kann. Alpenrundschau: Hatten Sie schon Zeit Ihren Erfolg zu feiern? Wenn ja wie? Steven: Diese Zeit hält sich leider immer etwas in Grenzen. Nach einem solchen Projekt gibt es immer viel Arbeit die liegen geblieben ist und es kommen viele Anfragen für Interviews oder Vorträge. Daher sind nun schon 2 Wochen rum ohne große Party. Aber natürlich habe ich im familiären Rahmen schon angestoßen, schließlich entstehen solche Erfolge auch nicht nur durch mich allein. Hinter mir ist mit meiner Familie ein ganzes Team, welches diese Erfolge möglich macht. Alpenrundschau: Letztes Jahr ging es quer durch Deutschland, diesmal über die Alpen. Welche sportlichen Herausforderungen stehen demnächst an? Steven: Diese Frage kommt häufig. Meist habe ich erst einmal keine Lust mehr irgendwas zu machen aber nach 3 Wochen sieht wieder alles anders aus. Ich würde gern etwas in einer anderen Disziplin machen um zu zeigen, dass Extremsport und die mentale Einstellung nicht nur den Laufbereich betreffen. Sonst befindet sich alles noch in Planung aber vielleicht kommt auch eine spannende Anfrage für ein Projekt. Mal schauen wo mein Weg mich hinführt. Alpenrundschau: Steven, vielen Dank für das interessante Interview.
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